Tarifrunde: Handel kritisiert Verweigerungshaltung der Gewerkschaft

Tarifrunde: Handel kritisiert Verweigerungshaltung der Gewerkschaft

Veröffentlicht am: 24. August 2023Kategorien: HVMITTE, HVSUEW, Top News

Mit Blick auf die langwierigen Tarifverhandlungen im Einzelhandel kritisiert der Handelsverband Deutschland (HDE) die fehlende Einigungsbereitschaft der Gewerkschaft ver.di. Mit der aktuellen Verzögerungstaktik gefährde diese das Modell der dezentralen Verhandlungen in den Bundesländern. Wenn die ver.di-Landeskommissionen aus der Bundeszentrale weiter so wenig Verhandlungsspielraum bekämen, müsse man für die Zukunft über eine zentrale Aushandlung des Einzelhandelstarifs im Bund nachdenken.

Die Arbeitgeber haben in den bisher rund 45 Verhandlungsrunden bundesweit bereits mehrfach Angebote vorgelegt und nachgebessert, auf Gewerkschaftsseite sieht man hingegen keinen ernsthaften Willen zur Einigung. „Auf der Arbeitgeberseite koordinieren wir die ersten Angebote zum Einstieg in die Tarifrunde sehr eng. Wenn es aber gegen Ende der Verhandlungen darum geht, tragfähige Lösungen zu finden, haben alle Arbeitgeberkommissionen die notwendige Beinfreiheit. Genau das fehlt auf der ver.di-Seite. Die gewerkschaftlichen Länderkommissionen scheinen regelrecht entmündigt“, so HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke. Vielerorts hätten Gewerkschaftler vor Ort Bereitschaft zu einem Abschluss signalisiert und seien dann aber aufgrund der Vorgaben aus der ver.di-Bundeszentrale zurückgezuckt. „Dass die Gewerkschaft uns als Arbeitgeber öffentlich dann auch noch eine Blockadehaltung vorwirft, kann nur als schlechter Witz verstanden werden“, so Haarke weiter.

Sollte ver.di den dezentralen Verhandlungsansatz im Einzelhandel weiterhin derartig entwerten, müsse man konsequenterweise zukünftig zentral verhandeln. Haarke: „Der HDE steht dafür zur Verfügung, die Diskussionen dazu sind längst angelaufen.“ Noch im November 2022 hatte man seitens des HDE ver.di angeboten, die Tarifrunde mit einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung aller Tarifgebiete im Frühjahr 2023 vorzeitig einzuläuten. Die ver.di-Spitze lehnte das damals umgehend unter Verweis auf die angebliche Stärkung der dezentralen Verhandlungsstrukturen ab. Haarke: „Umso bitterer ist es, dass ver.di nun offenbar die eigenen dezentralen Prinzipien über Bord geschmissen hat. Das passt doch nicht zusammen, für regionale Verhandlungen und Abschlüsse brauchen die Kommissionen vor Ort endlich das Vertrauen und auch die notwendige Beinfreiheit der Gewerkschaftsspitze.“

Die Tarifrunde im Einzelhandel ist auch vor dem Hintergrund der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage herausfordernd. Inflation, Wirtschaftskrise, Kaufzurückhaltung – das sind keine idealen Rahmenbedingungen für den Handel. Sie treffen im Ergebnis die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit aller Handelsunternehmen, auch wenn diese unterschiedlich robust sind. „Einen tariflichen Ausgleich der Geldentwertung für 24 Monate Laufzeit können wir uns schon vorstellen. Das zeigt ja auch unser letztes Angebot, nach dem die tariflichen Löhne und Gehälter über die Laufzeit von 24 Monaten um insgesamt rund 8,5 Prozent steigen würden“, so Haarke. „Wir haben sogar klar signalisiert, dass wir für einen Abschluss bereit wären, das Angebot noch etwas zu justieren.“ Der kluge Einsatz der Inflationsausgleichsprämie schaffe dafür die Gestaltungsspielräume mit einer klassischen Win-Win-Situation, wie man es auch in anderen aktuellen Tarifabschlüssen großer Branchen bei einer meist 24-monatigen Laufzeit gesehen habe. Die Beschäftigten erhielten eine zusätzliche Prämie ohne Abzüge, die Arbeitgeber sparten ebenfalls Beiträge. Haarke: „Wir müssen aber immer berücksichtigen, dass viele Handelsunternehmen schwer unter der Krise leiden. Da dürfen wir keine Überforderung riskieren, deren Schmerzgrenze ist bereits jetzt maximal ausgereizt. Unrealistische Forderungen können wir daher nicht erfüllen.“

 

Quelle:

Handelsverband Deutschland – HDE e.V.
Am Weidendamm 1A
10117 Berlin

23.08.23

Die letzten Artikel

Handelstag Rheinland-Pfalz am 23.04.2024 – Ludwigshafen

25. März 2024|Events, HVMITTE, HVSUEW, Instagram, Rheinland-Pfalz, Top News, Twitter|

Praxisnahe Impulse und Inspirationen – Gemeinsam stark bei Netzwerk und Austausch. Wir laden Sie herzlich zum Handelstag Rheinland-Pfalz, in den Pfalzbau nach Ludwigshafen, ein. Ein exklusiver Event, das sich ganz den praxisnahen und für Händler relevanten Themen widmet. Tauchen Sie ein in einen Tag voller inspirierender Gespräche, informativer Impulse und praxiserprobter Strategien. Seien Sie dabei und gestalten Sie gemeinsam mit uns die Zukunft des Handels. Starten Sie den Tag ab 8:30 Uhr mit einer kleinen Stärkung, bevor es dann ab 9:00 Uhr richtig losgeht. Der Handelsverband Rheinland-Pfalz, das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz und die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, […]

Veranstaltungsreihe Job | Familie | Karriere: Neue Online-Angebote für 2024

12. März 2024|Seminare, Top News|

Die Agentur für Arbeit Montabaur bietet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Job | Familie | Karriere neue Online-Angebote für 2024 an. Job, Familie und Karriere sind große Lebensbereiche, die oft schwer miteinander in Einklang zu bringen sind. Da stellt sich Betroffenen zurecht schnell die Frage: Können Beruf, Karriere und das Familienleben unter einen Hut gebracht werden? Sind diese Lebensbereiche miteinander vereinbar? Oft wird mindestens ein Bereich vernachlässigt. Entweder bleibt die Karriere wegen familiärer Pflichten auf der Strecke oder die Familie leidet, weil man ihr nicht genügend Zeit opfert. Den Spagat zu realisieren ist schwer, aber nicht unmöglich. In kostenlosen Online-Veranstaltungen bietet […]

Webinar am 16.04 zur F-Gas-Verordnung: Was kommt auf den Einzelhandel zu?

12. März 2024|Seminare|

Am 16.04.2024 bietet die Klimaschutzoffensive des Handels ein kostenloses Webinar zu der neuen F-Gas-Verordnung an. Am 29. Januar 2024 haben die EU-Staaten der neuen F-Gas-Verordnung zugestimmt. Vor diesem Hintergrund wird es bald zu schärferen Vorgaben für die Verwendung von fluorierten Gasen (F-Gase) in der EU kommen. Die neue Verordnung wurde am 20. Februar 2024 im Amtsblatt der EU veröffentlicht und tritt am 11. März 2024 in Kraft. Die Nutzung von fluorierten Gasen mit hohem Treibhauspotenzial in Produkten wie Kühlgeräten, Wärmepumpen, Klimaanlagen oder Aerosolsprays soll dadurch in Zukunft eingeschränkt werden. Die Verordnung setzt damit ein klares Zeichen gegen Produkte mit klimaschädlichen […]

Nach oben